Der Fotograf und die Stars

 

Er trifft die Stars und zeigt sie als Menschen. Ausdrucksvolle Porträts sind seine Leidenschaft.

Wenn Superpromis auf Verkaufsshow gehen, gibt es Termine im Minutentakt. Porträt für ein deutsches Magazin, weil Dennis Hopper einen neuen Film vorstellt? Halbe Stunde. Maximal. „Das Interessante ist, jemanden schnell zu erreichen“, sagt Detlev Schneider. „Das schafft man nur, wenn man selber offen ist.“ Viele Fotografen verstecken sich hinter ihrer Kamera, als Porträtfotograf darf man keine Angst haben vor berühmten Leuten. Er weiß wovon er spricht, denn er hat Stars wie John Malkovich, Peter Ustinov, Nick Cave und Boy George portraitiert.

 

Manchmal hilft es dann, dem Star bei praktischen Problemen zu helfen. Isabella Rosselinis Jacket hat Falten? Da greift der Fotograf mal eben zum Bügeleisen. Was ihm im Gegenzug das schönste Kompliment einbringt: „Das Besondere an deinen Bildern ist, dass du es in kurzer Zeit schaffst, die Leute zu öffnen“, sagt die Schauspielerin. „Du bist so sympathisch, dass man dir das Beste von sich geben will.“ Schneider ist sogar so sympathisch zuzugeben, dass solche persönlichen Äußerungen die absolute Ausnahme im Geschäft sind. Meistens geht es professionell zu. Trotzdem: Menschen faszinieren ihn. „Wenn ich keine Menschen fotografieren würde, würde ich gar nicht fotografieren.“

 

Dabei stand er schon mit 10 Jahren bei seinem Vater in der Dunkelkammer. Doch zuerst gab es ein anderes Berufsziel: Kameramann. Gleich nach der Schule begann Schneider mit der Ausbildung bei der Filmproduktion in Hamburg, wo er aufgewachsen ist. Mit 23 Jahren drehte er seine ersten Filme. Und fotografierte die Schauspieler in den Drehpausen. Erst als er Roger Willemsen kennen lernte, der ihn einlud, die Gäste seiner Fernsehshow zu portraitieren, entdeckte er, dass er tatsächlich ein ganz besonderes Talent für Porträts hat und wie viel Spaß ihm die Arbeit macht. „Das kann ich auch nur jedem jungen Fotografen raten“, sagt er heute, „nimm die Kamera und mach es.“ Inzwischen arbeitet Schneider nicht mehr als Kameramann, sondern widmet sich ganz seiner Arbeit für Zeitungen, Magazine oder Plattenfirmen, denen er Cover liefert.

 

Immer neue interessante Leute trifft der Fotograf in der Theater- und Filmszene in Berlin, wo er seit 1999 lebt. Die portraitiert er oft auch ohne kommerziellen Auftrag und benutzt dann lieber die analoge als die digitale Kamera. Auch sind alle Porträts analog aufgenommen. „Weil der Blick und die Konzentration anders sind, wenn man weiß, man hat nur 10 Bilder, nicht 1000.“ Sein neuestes Projekt ist ein Buch. mit Porträts von Promis und Menschen, die er auf seinen Reisen getroffen hat. Sie alle stellen die drei wichtigsten Fragen, die sie haben. An Gott, an die Welt, an das Leben. Vielleicht sind sie ganz normale, unspektakuläre Leute, aber sie berühren den Betrachter durch ihren Blick. „Die Persönlichkeit ist wichtig. Was ich in den Augen eines Fremden sehe“, sagt Schneider. Dabei hält er Momente fest, die so nicht wiederkommen. „Und das wird nie langweilig.“

 

Regine Dee

https://www.instagram.com/detlevschneiderphotography/